Peter Hofbauer’s private Homepage
Selbstbauprojekte
eigene Entwicklungen
Labor-Netzgerät, 3-fach (1/2)
Eigentlich habe ich genug Labor-Netzgeräte in meiner
Werkstatt. Alle Geräte sind von mir selbst kontruiert und
gebaut worden. Warum jetzt noch eins?
Meine Netzgeräte sind eingebaut oder aufeinander
gestapelt und angeschlossen. Wenn ein Netzteil mal
außerhalb der Werkstatt benötigt wird?
Dann wird es etwas aufwendig. Deren Gehäuse sind für
einen Transport “übers Feld” nicht besonders geeignet. Und
danach muss der alte Zustand in der Werkstatt wieder
hergestellt werden.
Das neue Netzteil hat ein stabiles Gehäuse mit Tragriff und
anbaubare Schutzdeckel und ist damit für den “Außen-
Einsatz” geeignet.
Das Gehäuse hatte ich schon einige Jahre in der Werkstatt
herum stehen und überlegt wo ich es mal einsetzen könnte.
Dann habe ich noch einen 300VA-Netztrafo mit 3 Ausgänge
und ein Text-LCD mit 4 Zeilen zu je 27 großen Zeichen dazu
bekommen. Dadurch kam die Idee ein Labor-Netzgerät
damit zu bauen.
Meine Überlegungen
Das Gerät sollte möglichst nur aus bereits vorhandenen Teilen bestehen. Deshalb werden teilweise unbekannte usw alte Bauteile verwendet.
Die Daten des Netztrafos sind nicht bekannt. Die Größe und das Gewicht deuten auf einen 300VA-Typ. Folgende Spannungen habe ich
gemessen, der zulässige Strom wurde wegen der Drahtdurchmesser geschätzt:
Primär = 230V
Sekundär 1 = 32V / 5.6A
Sekundär 2 = 17V / 3A
Sekundär 3 = 17V / 1A
Das entspricht einer Leistung von 247W. Der Trafo dürfte aber bis 300W belastbar sein, es gibt also noch Reserven.
Die Netzteile werden als lineare Regler mit stufenloser Einstellung für Spannung und Strombegrenzung von Null bis Maximum entworfen.
Nr. 1 = 0 bis 30V und 0 bis 5A, Spannung mit Mehrgangpoti
Nr. 2 = 0 bis -15V (Minus) und 0 bis 3A, Spannung mit Mehrgangpoti
Nr. 3 = 0 bis 15V und 0 bis 300mA, für Soll-Spannungen oder -Strom
Mit gemeinsamen GND. Netzteil 1 und 2 können auch in Reihe verwendet werden, dann bis maximal 45V und 3A.
Leistungshalbleiter und Kühlung
Lineare Regler müssen die Spannung zwischen Eingang (Lade-Elko) und Ausgang vermindern. Mit den Strom multipliziert ergibt das eine
Verlustleistung die über Kühlkörper an die Luft abgegeben werden muss. Für große Kühlkörper ist kein Platz im Gehäuse. Die Verlustleistung
muss unbedingt durch eine Vor-Regelung mit Thyristor vermindert werden. Zwischen Gleichrichter und Lade-Elko ist ein Thyristor der vom
Controller so geregelt wird, das nur 5V zwischen Lade-Elko und Reglerausgang liegen. Das ist nur für die beiden Regler 1 und 2 nötig.
Die Verlustleistung ist dann:
Regler 1 = 5V x 5A = 25W
Regler 2 = 5V x 3A = 15W
Regler 3 = 20V x 0,3A = 6W
dazu kommt noch geschätzt 10W für die Gleichrichter
Summe: 56W, ohne die Thyristoren könnte das bis max. 300W werden.
Der Leistungsteil verwendet keine VMOS sondern:
Regler 1 = zwei NPN-Transistoren MJ15022 (TO-3) parallel
Regler 2 = PNP-Transistor 2SA1943
Regler 3 = einen Stabi LM317
Alle vier werden mit den Gleichrichtern auf ein 3mm-Alublech
isoliert montiert. Die Transistoren sind oben, die Gleichrichter
unterhalb montiert. Ich verwende einzelne Dioden für den
Gleichrichter weil ich genug davon gesammelt habe.
Aus meiner Kühlkörper Sammlung werden 2 Kühlkörper
nebeneinander oben aufs Blech geschraubt.
Deren Wärmewiderstand habe ich ermittelt:
mit Lüfter = 0,6K/W pro Kühlkörper.
Bei der Verlustleistung von 56W werden die Kühlkörper:
56W x 0,6K/W durch 2 = 16,8K über die Lufttemperatur. Bei
45°C Luft haben wir am Kühlkörper 45 + 16,8 = 61,8°C. Der
Wärmewiderstand vom Alublech zum Kühlkörper schätze ich auf
0,2K/W, damit wird das Blech etwa 73°C warm.
Die Temperatur im Transistor:
MJ15022 + Glimmerscheibe = 0,7+0,4=1,1K/W x 12,5 = 14K
2SA1943 + Glimmerscheibe = 1 +0,4 = 1,4K/W x 15 = 21K
Die Temperatur der Halbleiter liegt also bei 87°C und 94°C. Bis zu den zulässigen 150°C ist also noch reichlich Reserve.
Aber Achtung!
Wenn ein Lade-Elko (weil ohne Last) sich beim Regler 1 zum Beispiel auf 45V aufgeladen hat und dann ein Kurzschluss am Ausgang ist, muss
der Transistor kurz hohe Leistung aushalten bis die Regelung eingreift! Die “Save Operating Area” beachten.
Bedienung und Anzeige
Die Rückwand hat große Abstandshalter damit das Gerät mit der Front nach oben auf den Boden gestellt werden kann ohne die Lüftung zu
behindern. Das Gerät hat alle Bedienelemente und auch den Netzanschluss auf der Front.
Jedes Netzteil kann über Relais einzeln mit einen Schalter von den Ausgangsbuchsen getrennt werden. Vorteil: man kann die Spannung und
Strombegrenzung einstellen bevor die Werte auf den Prüfling losgelassen werden.
Bei meinen bisherigen Netzgeräten wurde Strom und Spannung mit gekauften Digitalanzeigen angezeigt. Die waren ungenau und am wandern.
Vor allem der Nullpunkt stimmt selten. Das ist besonders nervig bei einer Stromanzeige. Die Frage: “ist der Strom nun Null oder nicht?” bleibt
ohne Antwort.
Das soll beim neuen Gerät automatisch korrigiert werden. Die Stellung der Schalter
wird vom Controller gelesen. Der Controller liest den Messwert bei “Strom aus” und
verwendet den Wert zur Korrektur der Stromanzeige. Das funktioniert aber nur wenn
so ein Fehlerstrom positiv ist. Wegen der Offsetspannung der verwendeten OPs ist
immer eine Abweichung nach oben oder unten. Die OPs auf den Reglerplatinen haben
Fassungen und werden so ausgesucht, das die erforderliche Abweichung positiv ist.
Die selbe Korrektur wird auch bei der Anzeige der Strombegrenzung gemacht. Das
Foto rechts zeigt für Regler 2 und 3 den Fehlerstrom an, der wird nach Ein/Aus auf
0.000 korrigiert. Regler 1 ist voll belastet und in die Strombegrenzung, Text “Limit!”
meldet das in Zeile 4.
Die Spannung, die Stellung der Strombegrenzung und der Ausgangsstrom werden mit einen 12bit-ADW gemessen.
Das Display zeigt an:
Zeile 1 = Spannung
Zeile 2 = Strombegrenzung, also die Stellung der Einsteller (Potis)
Zeile 3 = Ausgangs-Strom
Zeile 4 = Hinweise, ganz rechts die Temperatur der Kühlkörper
Die Firmware
Als Controller verwende ich einen 16bit dsPIC30F6012A. Die drei Regler arbeiten rein analog auch ohne einen Controller. Der Controller dient
nur zur Anzeige auf ein Text-LCD-Modul und zur Steuerung der Thyristoren.
Der Ablauf wird durch die Netzfrequenz synchronisiert, also im 100Hz-Takt. Die Reihenfolge:
1.) Warten auf den Nulldurchgang
2.) Nacheinander alle Spannungen, Strombegrenzung und Ausgangsstrom der 3 Regler messen. Nach Start eines ADW-Kanals wird mit den
Assemblerbefehl “pwrsav #1” die CPU angehalten. Der ADW löst wenn er fertig ist einen Interrupt aus worauf die CPU wieder aktiv wird. Durch
den Stopp der CPU erreicht der 12bit-ADW seine maximale Genauigkeit von +/-0,5 digits.
3.) Danach werden 3 Messungen durch geführt: die beiden Trimmer für die Einstellung der Thyristor-Regelung und der Temperatursensor.
4.) Nach 3,3ms ab Erkennung des Nulldurchgangs wird die Thyristorregelung aktiv. Ein Timer wird gestartet. Die Spannungen am Plus-Lade-
Elko (für 30V-Regler) und am Minus-Lade-Elko (für -15V-Regler) werden gemessen. Die Abweichung zwischen Lade-Elko + Trimmerstellung
und der Ausgangsspannung wird berechnet. Der Wert wird zum Phasenintegrator des beteiligten Thyristors addiert. Sobald der Wert des
Phasenintegrators den Timerwert erreicht, wird der Thyristor getriggert. Sobald beide Thyristoren bedient sind ist dieser Teil fertig. Was durch
Begrenzung der Werte irgend wann immer vor Ende der Netzperiode erfolgt.
5.) Die Relaisschaltung wird aktiviert. Die Strom-Werte werden korrigiert. Die Temperatur wird überwacht, über 75°C wird die Thyristor-
Triggerung ausgesetzt und die Texte in der Zeile 4 veranlasst. Danach beginnt der Zyklus von vorn, also bei 1.)
Die Ansteuerung des LCD erfolgt davon unabhängig.
Die Vorregelung mit den Thyristoren arbeitet schnell und sehr stabil. Weil alle Messungen mit der Netzfrequenz synchron ablaufen, erfolgen die
immer im identischen Zustand der Lade-Elkos.
Hinweis: Geplant waren ein max. Strom von 6A beim 30V-Regler. Das wurde aber später aus Sicherheitsgründen auf 5A herunter gesetzt.
Leider sind auf der Frontplatte und im Schaltplan noch “6A”-Angaben.
Mechanische Aufbau
Es war nicht einfach, die Teile ins Gehäuse einzuplanen. Der Aufbau besteht aus 3 Gruppen: Hauptteil, Frontplatte und Leistungsteil.
Hauptteil, rechte Seite mit -15V/3A- Regler und +15V/0,3A-Regler Linke Seite mit +30V/5A-Regler und Relaisgruppe mit +/-12V-Versorgung
Hauptteil von vorn,Frontseite
Leistungsteil mit 2 Lüfter
Softstart-Relais
Anschlusskasten für die CuL-Drähte der Sekundärwicklung des
Netztrafos mit Steckverbinder
Leistungsteil von oben
Stecker zum Netztrafo
Leistungsteil von unten
Dioden und Thyristoren
Steuertrafos für die
Thyristoren
10mF Lade-Elkos
Ansicht von hinten, Rückwand
Der Leistungsteil ist über den Netztrafo, es ist sehr eng.
Die Lade-Elkos sind links und rechts senkrecht in einer vom
Netztrafo nicht benötigten freien Lücke.
Die Regler-Platinen sind senkrecht in kleinen Führungen links
und rechts angeordnet.
Die CPU-Platine wurde mit LCD auf so was ähnliches wie ein Regal montiert.
Dieses blaue Teil kommt aus meinen 3D_Drucker und ist auf die Frontplatte
geklebt.
Technische Daten
Hinweis: Geplant waren ein max. Strom von 6A beim 30V-Regler. Das wurde aber später aus Sicherheitsgründen auf 5A herunter gesetzt.
Leider sind auf der Frontplatte und im Schaltplan noch 6A-Angaben.
Überprüfung der Anzeige,
leider fehlen mir geeichte Messgeräte, habe die Werte mit 3 normale DVMs mit Abweichungen von ca. -0.6V bis +0.14V überprüft.
Sobald mir bessere Nornale zur Verfügung stehen wird alles noch einmal eingestellt.
Die Anzeigen im LCD sind sehr stabil, auch nach längerer Laufzeit.
Die getrennte Verlegung aller GND-Leitungen ist eine gute Lösung. Die “zentrale Masse”-Platine wird für alle Messungen in der Schaltung als
GND-Potential verwendet. Von hier aus konnte ich auch nachweisen: keine GND-Leitung fälscht die Messergebnisse. Ein Spannungsabfall auf
den GND-Leitungen ist natürlich noch vorhanden, liegt aber immer unter 0,1mV. Soweit das überhaupt noch messbar ist.
Die Innenwiderstände sind relativ hoch. Das ist wegen der Relais und der dazu gehörenden Leitungen nicht zu vermeiden.
Der dsPIC30F6012A hat einen 12-bit-ADW mit 16 Eingängen. Davon werden 14 verwendet. Nach Start des ADW wird mit den Befehl
“pwrsav #1” die CPU angehalten. Ist der ADW fertig aktiviert er die CPU wieder. Eine solche Wandlung dauert nur 6,1us weil der Takt noch weiter
läuft. Die Ergebnisse sind genauer als ich erwartet hätte: +/- 0,5 bit wird eingehalten. Ohne “pwrsav #1” wackelt das Ergebnis um +/- 2bit.
Leider ist der Nullpunkt etwas angehoben. Der ADW leifert das erste bit (0x001) erst wenn am Eingang 2 mV sind. Das liegt vermutlich an einen
Schaltplanfehler: der AVSS am dsPIC soll laut Datenblatt über einen 10 Ohm an GND gehen. Habe ich leider übersehen. Nachträglich einbauen
ist bei eine Platine mit SMD nicht möglich.
Die Ausgangsströme (und Spannung) der Regler sind etwas größer (z.B. 5,1A statt 5,0A) weil etwas Luft nach oben für die automatische
Nullpunktkorrektur nötig ist.
Labor-Netzgerät 30V 5A
kleinste Spannung bei Anzeige 00.00 = 10mV
Anzeige 00.01V = 82,9mV
Anzeige 00.10V = 120mV
Anzeige 05.00V = 5.069V
Anzeige 10.00V = 10.08V
Anzeige 20.00V = 20.12V wenn I = 1A, 20.04V wenn I = 5A, Innenwiderstand 16mR
Anzeige 30.00V = 30.15V wenn I = 1A, 30.07V wenn I = 5A, Innenwiderstand 16mR
Stromanzeige 0.000A = 0A
Stromanzeige 1.000A = 1,01A
Stromanzeige 5.000A = 5,05A
max. Verlustleistung bei I = 5A: 25W
Labor-Netzgerät -15V 3A
kleinste Spannung bei Anzeige 00.00 = 21.6mV
Anzeige -00.01V = -112.6mV
Anzeige -01.00V = -1.014V
Anzeige -05.00V = -5.007V wenn I = 1A
Anzeige -10.00V = -10.03V wenn I = 1A, -9.98V wenn I = 3A, Innenwiderstand 16mR
Anzeige -15.00V = -15.06 wenn I = 1A, -15.00V wenn I = 3A, Innenwiderstand 20mR
Stromanzeige 0.000A = 0A
Stromanzeige 0.075A = 0.0745A
Stromanzeige 0.500A = 0.501A
Stromanzeige 3.000A = 3.01A
max. Verlustleistung bei I = 3A: 15W
Labor-Netzgerät 15V 0,3A
kleinste Spannung bei Anzeige =00.00V = -0,3mV
Anzeige 00.01V = 48mV
Anzeige 00.10V = 138mV
Anzeige 01.00V = 1.038V
Anzeige 05.00V = 5.028V
Anzeige 10.00V = 10.05V wenn I = 0A, 10.03V wenn I = 0.3A
Anzeige 15.00V = 15.07V wenn I = 0A, 15.05V wenn I = 0,3A, Innenwiderstand 67mR
Stromanzeige = 0.0000A = 0.1mA
Stromanzeige 0.0041A = 4,22mA
Stromanzeige 0.1000A = 102mA
Stromanzeige 0.3000A = 305mA
max. Verlustleistung wenn 0.004V und 0,3A: 6W
Gehäuse: b = 224mm, h = 148m, t = 264mm + 25mm, Maße ohne Füsse, Griff und Abdeckhauben